Politik / Bildung

Die Republik Tschad ist ein Binnenstaat in Zentralafrika. Das Land grenzt im Norden an Libyen, im Osten an den Sudan, im Süden an die Zentralafrikanische Republik. Im Westen sind die Nachbarländer Kamerun, Niger sowie Nigeria. Im Großen lässt sich das Land kulturell in einen vorwiegend arabisch-islamischen Bereich im Norden und einen schwarzafrikanisch-animistischen, teils auch christlichen im Süden einteilen. Während die arabische Bevölkerung meist halbnomadische Viehzucht betreibt, leben die Bewohner des Südens überwiegend von Ackerbau. Die Bevölkerung setzt sich aus fast 200 verschiedenen Ethnien zusammen. Die meisten Ethnien haben eigene Sprachen oder verschiedene Dialekte. Französisch und Tschadarabisch sind die offiziellen Landessprachen.

Der Tschad erhielt 1960 seine Unabhängigkeit von Frankreich und war in einen fast 24 Jahre andauernden Bürgerkrieg mit Frankreich, Libyen und einigen nördlichen arabischen Gebieten verwickelt. Durch interne Veränderungen und internationale Hilfen hat sich die Situation der tschadischen Bevölkerung zwar verbessert, doch viele Faktoren machen ein friedliches Leben für Kinder, Frauen und Männer zu einer enormen Herausforderung. Das Land hat sich in der Vergangenheit und auch heute noch zahlreichen Herausforderungen stellen müssen, von denen viele auch die Kinder betreffen.



Der Präsident Idriss Déby regiert das Land seit 25 Jahren souverän.
• Einwohnerzahl (2020): 15’000’000
• Fläche: 1’284’000 km²
• Bevölkerungsdichte: ca. 11 Einwohner pro km²
• Hauptstadt: N’Djamena
• Währung: CFA / XFA
• Human Development Index: an 185ster von 187 Stellen

Kinder im Tschad
Im Tschad leben viele Menschen in Armut. Sie haben nicht genug zu essen und sind unterernährt. Jedes fünfte Kind kommt mit einem zu geringen Gewicht auf die Welt. Kinder, die nicht genug zu essen bekommen, bleiben oft zu klein und bekommen Krankheiten. Kinder leiden besonders oft an Durchfall und Atemwegserkrankungen wie Lungenentzündung sowie Malaria. Aber auch Gelbfieber, Cholera, Bilharziose und Hirnhautentzündung sind verbreitet. Es gibt auch HIV-infizierte Kinder, besonders in den Städten. Acht von 100 Kindern sterben vor dem 1. Lebensjahr.

Ein Kind aus dem Tschad hat meistens viele Geschwister. Im Durchschnitt gibt es sechs Kinder in jeder Familie. Die Auswahl an Spielkameraden ist darum auch ausserhalb der Familie groß. Nicht alle Kinder kommen aber überhaupt zum Spielen. Mehr als jedes dritte Kind zwischen 5 und 14 Jahren arbeitet nämlich (39 Prozent). Jungen und Mädchen helfen ihren Eltern auf den Feldern, im Haushalt, beim Fischen, beim Holzsuchen, Kohle herstellen oder auf dem Markt. Andere, besonders in den Städten, betteln oder leben auf der Strasse.

Viele Familien sind auf Hilfslieferungen aus anderen Ländern angewiesen, um zu überleben. Im Osten und Süden des Landes leben viele Menschen in Flüchtlingslagern. Sie sind aus dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik geflüchtet. In der Tschadsee-Region gibt es viele nigerianische Flüchtlinge, die sich dort von den Boko Haram Extremisten in Sicherheit gebracht haben. Kinder von Flüchtlingen haben kaum Zugang zu Schulbildung.

Die Versorgung mit Wasser ist im Tschad mangelhaft. Nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu sauberem Trinkwasser. Sanitäre Anlagen, also Toiletten, hat auf dem Land fast niemand (2 Prozent der Bevölkerung) und selbst in der Stadt nur 30 Prozent. Das ist oft ein Nährboden für Krankheiten.

Die Mädchen im Tschad sind oft benachteiligt. Sie werden häufiger als Jungen nicht in die Schule geschickt und zur Arbeit in Haushalten verpflichtet. In arabisch geprägten Gegenden müssen viele Mädchen auch ihre Beschneidung erdulden. Im Süden des Landes kommt dies kaum vor.


Schulbildung im Tschad
Der Tschad steht im Bildungskodex, in der von der UNESCO aufgestellten Liste, an drittletzter Stelle weltweit.
Mit dem Interimsbildungsplan 2018-2020 der Regierung strebt der Tschad eine höhere Bildungsqualität, bessere Lernergebnisse und erweiterte Schulungsangebote mit Berufs- und Fachabschlüssen an, die auf den Markt zugeschnittenen sind. Aufgrund der nationalen Wirtschaftskrise wird der Bildungsplan voraussichtlich bis zum Jahr 2021 verlängert.
Die Realisierung gestaltet sich schwierig, da dem Land sowohl finanzielle Mittel als auch Informationsressourcen fehlen. Zudem sind die Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Gebieten groß. Aus diesem Grund hat die Regierung verschiedene Maßnahmen wie zweisprachigen Unterricht (Französisch und Arabisch) oder die Integration der Schulen in Flüchtlingslagern in das nationale Bildungssystem eingeführt.

Das hohe Bevölkerungswachstum von jährlich 2,5% verhindert zurzeit die Durchsetzung der allgemeinen Schulpflicht. Diese besteht nur formal, vor allem auf dem Land wird sie kaum eingehalten. Dementsprechend sind etwa 45% der Einwohner Analphabeten.

Von ca. 15.000.000 Einwohnern sind etwa 2.000.000 im Grundschulalter. Der Zugang zu Bildung wird für diese Kinder durch viele Faktoren behindert: Armut, ländliche Umgebung, fehlende Ressourcen, schlechte Dienstqualität, fehlende oder unzureichend ausgebildete Lehrkräfte, mangelhafte Infrastruktur und überfüllte Klassenräume, bei durchschnittlich 70 Kindern in städtischen und 120 Kindern in ländlichen Gebieten.

Im Tschad bricht mehr als die Hälfte der Kinder die Schule innerhalb der ersten 6 Jahre ab und nur 1 von 5 Kindern kann nach der Primarschule lesen und schreiben. Um den Kindern im Tschad zu helfen und ihnen eine qualitativ gute Schulbildung zu ermöglichen, gibt es viel private Schulen mit dem Ziel, eine nachhaltige Verbesserung des nationalen Bildungssystems zu fördern.

«Normalerweise schreibt der Lehrer A und der Schüler schreibt A ab, dann schreibt der Lehrer O und der Schüler schreibt O. Das Kind bemüht sich nicht, bestimmte Dinge selbst herauszufinden», erzählt ein Lehrer. In vielen privaten Schulen ist es ein Ziel, die Schüler vor Herausforderungen zu stellen und sie selbst überlegen und Lösungen finden zu lassen.

Obwohl Schulbildung im Tschad verpflichtend ist, gehen nur wenige Kinder, vor allem Jungen, nach der Grundschule auf weiterführende Schulen. Geschlechterungleichheit und Unterschiede zwischen ländlichen und städtischen Gebieten sind anhaltende Probleme im Land.
© 2021 | Irene Fehr